DEUTSCHE KUNST NACH 1960
Die groß angelegte Schau >DEUTSCHE KUNST NACH 1960< präsentiert mit über 80 Arbeiten von 21 Künstlern ausgewählte Werke der Sammlung Essl von 1960 bis heute. Die Bandbreite reicht von den damals jungen, heute großen (west-)deutschen Altmeistern wie Georg Baselitz und Markus Lüpertz, Dieter Roth und Anselm Kiefer über die jüngeren Generationen um Jonathan Meese und Daniel Richter bis zur Postmoderne bei Anselm Reyle und Tobias Rehberger. Bei so viel deutscher Kunst stellt sich die Frage: Was ist deutsch daran? In erster Linie sind es die Motive, aber auch der Umgang mit Geschichte und gesellschaftlichen Fragen sowie die politische Dimension in vielen Positionen.
Die Figur hat die deutschen „Malerfürsten“ wie Georg Baselitz, Jörg Immendorff und Markus Lüpertz im Bann gehalten. Sie wurde von ihnen zerstückelt, umgekehrt, ihrer
Presseinformation Essl Museum, April 2015
Bedeutung enthoben und wieder neu damit aufgeladen. Die Themen sind dabei durchaus spezifisch: Deutsches Heldentum wie Deutscher Michel, Deutscher Reichsadler wie Deutscher Schäferhund, Brandenburger Tor und Deutscher Wald oder das Geweih als Jagdtrophäe und der Mauerfall. Bei Anselm Kiefer begegnet man tiefgründiger Poesie, gleichsam aber auch alten, mit bleierner deutscher Geschichte aufgeladenen Schlacht-schiffen und verbrannten Büchern, die an das Naziregime gemahnen. Auch die deutsche Eiche hat bei Kiefer ihren Platz. Kiffer und Obdachlose, Punks, der Hitlergruß, Deutschlandparolen und Flüchtlingsboote – Motive wie diese bevölkern die Bilder von Daniel Richter und Jonathan Meese. Neo Rauchs enigmatische Bilder zitieren unter anderem das deutsche Repertoire der Romantik, verweigern sich aber einer umfassenden Deutung. A.R. Penck stilisiert die Figur zum Zeichen und hält der Gesellschaft einen Spiegel vor. Sogar die fast abstrakte, gestisch aktionistische Malerei des Dresdners Hartwig Ebersbach verweist auf den tanzenden Kasper, den Liebling deutscher Kinder. Zu so viel Figur und Inhalt setzen die Malereipositionen von Günther Förg und Imi Knoebel einen Kontrapunkt. Die formale Auseinandersetzung mit Farbe und Fläche ist sachlich, klar und genau. Deutsche Präzision könnte man sagen. Zeitgemäß stellt Tobias Rehberger mit seinen „Mütter“-Skulpturen, die frei nachgebaut werden können, die Frage nach Originalität und Autorenschaft in der Kunst. Anselm Reyle zeigt liegende Pferde wie aus dem Spielzeugkatalog im Stil von Malen nach Zahlen – die jüngere Generation scheint dem Nachkriegsdeutschland entwachsen.
Zu sehen sind Werke von Georg Baselitz, Hartwig Ebersbach, Martin Eder, Tim Eitel, Günther Förg, Anton Henning, Andy Hope 1930, Jörg Immendorff, Anselm Kiefer,
Imi Knoebel, Markus Lüpertz, Jonathan Meese, Albert Oehlen, A.R. Penck, Neo Rauch, Tobias Rehberger, Anselm Reyle, Gerhard Richter, Daniel Richter, Dieter Roth und
Norbert Schwontkowski.